
Eine Studie der Technischen Universität München zeigt, dass 75 Prozent der Erwachsenen eine geringe Gesundheitskompetenz aufweisen. Das mindert die Lebensqualität der Betroffenen und verursacht Kosten in Milliardenhöhe. Die Autoren fordern staatliche Bildungsprogramme für mehr Gesundheitskompetenz.
Das umfassende Angebot an Gesundheitsinformationen, Stichwort Dr. Google, führt offenbar nicht zu einer besseren Gesundheitskompetenz. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Laut einer aktuellen Studie der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit dem WHO Collaborating Centre for Health Literacy ist der Anteil der deutschen Erwachsenen mit einer gering ausgeprägten Gesundheitskompetenz innerhalb von nur zehn Jahren um die Hälfte gewachsen. 2014 hatte schon jeder zweite Erwachsene (54 Prozent) „erhebliche Schwierigkeiten“ im Umgang mit Gesundheitsinformationen. 2024 ist dieser Anteil noch einmal um die Hälfte gestiegen – auf nunmehr drei von vier Erwachsenen (75,8 Prozent).
Die größten Schwierigkeiten haben die die Befragten laut der Studie im kritischen Beurteilen von Informationen, insbesondere bei der Bewertung von Vor- und Nachteilen verschiedener Behandlungsmöglichkeiten. Auch das Finden von Informationen über Erkrankungen und das Einschätzen der Vertrauenswürdigkeit von Medienberichten über Gesundheitsthemen bereitet vielen Studienteilnehmern Schwierigkeiten.
Junge Erwachsene haben mehr Schwierigkeiten als alte Menschen
Für die repräsentative Studie wurde zwischen Juli und August 2024 2.000 Menschen ab 18 Jahren befragt. Nach Angaben der Autoren ist besonders auffällig ist, dass jüngere Menschen größere Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen haben als ältere. Zudem schneiden Personen aus den westdeutschen Bundesländern schlechter ab als jene aus den ostdeutschen. Faktoren wie Bildung, Einkommen, Geschlecht und Migrationshintergrund haben demnach keinen signifikanten Einfluss auf die Gesundheitskompetenz.
Geringe Gesundheitskompetenz kostet mehr als 20 Milliarden Euro im Jahr
Eine geringe Gesundheitskompetenz hat nicht nur individuelle Konsequenzen, sondern belastet auch das Gesundheitssystem erheblich. Menschen mit niedriger Gesundheitskompetenz sind häufiger und länger krank, nutzen vermehrt Notfalldienste, werden öfter hospitalisiert und halten sich seltener an Behandlungsempfehlungen. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge entstehen dadurch Mehrkosten von drei bis fünf Prozent der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen, was für Deutschland im Jahr 2022 bis zu 24 Milliarden Euro bedeutet.
Studienautoren fordern staatliche Bildungs- und Förderprogramme
Prof. Orkan Okan, Leiter der Professur für Health Literacy an der TUM, unterstrich die Notwendigkeit, insbesondere in Bildungseinrichtungen in die Gesundheitskompetenz zu investieren, um eine nachhaltige Verbesserung zu erzielen. Er wies darauf hin, dass in Zeiten von Fake News und Fehlinformationen verlässliche Informationen und Rahmenbedingungen essenziell sind, um sich im Informationsdschungel zurechtzufinden. Angesichts der besorgniserregenden schlagen die Studienautoren einen Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz vor:
- Frühzeitige Gesundheitsbildung: Integration von Gesundheitsbildung in Kindergärten und Schulen, um bereits bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Gesundheitsthemen zu schaffen.
- Stärkung der Medienkompetenz: Förderung der Fähigkeit, Medieninhalte kritisch zu hinterfragen, insbesondere im digitalen Bereich, um Fehlinformationen zu erkennen.
- Regulierung von Werbung: Einschränkung von Werbung und Influencer-Marketing für ungesunde Verhaltens- und Ernährungsweisen, die sich vor allem an Kinder richtet
- Schulung von Gesundheitsfachkräften: Weiterbildung von medizinischem Personal in modernen Kommunikationstechniken, um Patienteninformationen verständlicher zu vermitteln.
- Förderung digitaler Gesundheitskompetenz: Unterstützung der Bevölkerung im Umgang mit digitalen Gesundheitsangeboten, wie der elektronischen Patientenakte.
- Aufbau von Lotsensystemen: Einführung von Strukturen, die Patienten durch das Gesundheitssystem leiten und barrierearme Kommunikation ermöglichen
- Organisationale Gesundheitskompetenz: Förderung von Einrichtungen, die gesundheitskompetente Strukturen und Prozesse implementieren
- Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz: Implementierung von Programmen zur Gesundheitsförderung in Unternehmen
- Stärkung der psychischen Gesundheitskompetenz: Öffentliche Kampagnen zur Aufklärung über psychische Gesundheit und zum Abbau von Stigmatisierung
- Gesundheitskompetenz in allen Politikbereichen: Berücksichtigung von Gesundheitsaspekten in sämtlichen politischen Entscheidungen.
Was ist Gesundheitskompetenz?
Gesundheitskompetenz im Sinn der Studie bezeichnet die Fähigkeit, relevante Gesundheitsinformationen zu suchen, zu verstehen, kritisch zu bewerten und im Alltag anzuwenden. Sie umfasst demnach Wissen, Motivation und Handlungskompetenz, die für Entscheidungen in den Bereichen Krankheitsbewältigung, Prävention und Gesundheitsförderung notwendig sind. Eine hohe Gesundheitskompetenz ermöglicht es Menschen, ihre Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.
28.04.2025

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