Spendenaktion: Laura Röhrig aus Kirchlengern leidet an CRPS
Dreifache Mutter: „Ich bin gefangen in meiner Wohnung“
Kirchlengern – Laura Röhrig leidet unter höllischen Schmerzen, ist auf den Rollstuhl angewiesen: Die Mutter von drei Kindern hat die Nervenerkrankung CRPS. Im Haus fehlt ein Treppenlift. „Ich bin gefangen in meiner Wohnung“, sagt die Frau aus Kirchlengern.
Von Kathrin Weege
Freitag, 16.08.2024, 18:00 Uhr
Der 34-Jährigen stehen die Tränen in den Augen. Sie ist verzweifelt. „Ich kann meinen Kindern kaum noch eine Mama sein“, sagt Laura Röhrig, die nach einer Operation 2022 unter der Krankheit „Komplexes regionales Schmerzsyndrom“ (CRPS) leidet. Jetzt soll eine Spendenkampagne der Mutter – ja der ganzen Familie – helfen.
Die Idee zu der Gofundme-Aktion hatte ihre Schwägerin aus Hannover. Wenn sie wegen der Entfernung vor Ort schon nicht helfen kann, will sie so ihren Beitrag leisten. 12.023 Euro sind bereits zusammengekommen – noch nicht genug, um die Mutter aus ihrer Wohnung zu befreien. Spendenziel sind 80.000 Euro.
Wie alles begann
Röhrigs rechtes Bein und der Fuß schmerzen unaufhörlich, sie kann kaum aufstehen, verlässt aber nach sieben Tagen das Krankenhaus. Heute kann sie gar nicht mehr laufen, nicht stehen, sitzt seit Dezember 2022 im Rollstuhl. Im Januar 2023 klemmt sie sich die Finger, bekommt vom Arzt eine Schiene. Als die abgenommen werden kann, beginnt dasselbe wie zuvor beim Bein. Der Arm ist heiß, schwillt an, verfärbt sich rotblau. Höllenschmerzen. Die 34-Jährige kann den Arm bald gar nicht bewegen. Als Rechtshänderin ist sie seither immer auf Hilfe angewiesen.
Ein Rückblick: Seit dem 7. August 2022 ist im Leben von Laura Röhrig nichts mehr, wie es vorher war. Sie muss am Rücken operiert werden, Arthrose an einem Wirbel und ein Bandscheibenvorfall sind der Grund. „Als ich wach wurde, hatte ich die Schmerzen meines Lebens und hatte 45 Minuten lang einen Krampfanfall“, erzählt die Mutter. Später stellt sich heraus, dass diese OP wohl der Auslöser für die unheilbare Nervenkrankheit war, die im April 2023 sicher diagnostiziert wurde.
„Ich kann mich nicht mehr allein anziehen“
„Ich kann nichts mehr im Haushalt machen, nicht kochen, nicht putzen. Ich kann mich nicht mal mehr allein anziehen, dabei muss mir jedes Mal einer helfen“, sagt die Kirchlengeranerin. Für alles braucht sie Unterstützung. Ihr Mann Benedikt (37) steht ihr zur Seite, die Kinder Lennox (15), Liz (9) und Laney (8) sind für ihre Mama da. „Und ohne meine Mutter und meine drei Schwestern, die auch meinen Mann entlasten, damit er für den Lebensunterhalt arbeiten gehen kann, würde es wohl gar nicht gehen“, erzählt sie.
Das Schlimmste für die gelernte Kosmetikerin, die zuletzt als Schulassistenz in der Lebenshilfe Herford gearbeitet hatte, ist aber, dass sie in ihrer Wohnung im ersten Stock festsitzt. Sie kann das Haus nur verlassen, wenn ihr Ehemann sie mit dem Treppensteiggerät hinunterbringt. Für die Kinder wäre das viel zu schwer. Röhrig: „Das kann man sich vorstellen wie eine Sackkarre. Es ist würdelos, so befördert werden zu müssen. Ich bin auch schon mal nach vorne herüber gekippt und gefallen.“
Familie wünscht sich einen Treppenlift
Die Familie wünscht sich nichts mehr als einen Treppenlift oder einen Außenfahrstuhl. Beides können sich die Röhrigs nicht leisten. So ein Aufzug würde in der Anschaffung 23.000 Euro kosten. Allerdings sind dafür viele weitere Arbeiten wie ein Fassadendurchbruch erforderlich. Das Projekt würde also noch deutlich teurer.
Laura Röhrig aus Kirchlengern – hier mit Ehemann Benedikt und den drei Kindern Lennox (15), Liz (9) und Laney (8) – leidet seit 2022 an der Nervenkrankheit CRPS. Sie kann ihr rechtes Bein und den rechten Arm nicht mehr bewegen, sitzt im Rollstuhl. Sie wünscht sich nichts mehr, als wieder allein das Haus verlassen zu können.
„Ich wünsche mir nur, dass ich das Haus wieder allein verlassen kann. Ich schaue am Tag ein bisschen auf das Handy – die meiste Zeit aber mache ich einfach nichts“, sagt Röhrig. Einmal raus vor die Tür, eine Runde mit dem Rollstuhl – er hat einen Elektroantrieb, weil die CRPS-Patientin ihn nicht mehr mit beiden Händen selbst fortbewegen kann – nichts wünscht sie sich mehr.
Krankheit hat dreifache Mutter einsam gemacht
Die Mutter von drei Kindern war die letzten sechs Monate eigentlich gar nicht zu Hause. Vier Monate war sie wegen einer schweren Depression in der Psychiatrie, dann zwei Monate in einer Reha, bei der auch ihr Mann dabei war.
Laura Röhrig ist einsam, zwar kümmert sich die Familie lieb um sie und eine Freundin kommt sie besuchen – ein Großteil des Freundeskreises hat sich aber seit ihrer Krankheit von ihr abgewandt. Das tut weh. Röhrig: „Würde ich öfter Besuch bekommen, wäre es schon ein bisschen leichter für mich.“ Und das könnte sie vielleicht ein wenig von ihren Schmerzen ablenken. Wer schon mal einen Bandscheibenvorfall gehabt habe, kenne Nervenschmerzen, sie habe das ja auch schon erlebt. Die Schmerzen jetzt seien aber viel, viel schlimmer.
Die Pflegekasse hat sich bisher noch nicht um einen Treppenlift oder Ähnliches gekümmert. Zwar wurde jetzt gerade die Pflegestufe von Röhrig von zwei auf drei erhöht. Trotz wiederholter Nachfragen sei aber immer noch kein Mitarbeiter der AOK NordWest zu einem Termin zur „Wohnumfeldverbesserung“ zu ihr nach Hause gekommen.
Von dem Geld, das mit der Gofundme-Kampagne zusammenkommt, soll zuerst ein Treppenlift oder Außenfahrstuhl angeschafft werden. „Es wäre aber toll, wenn es auch noch reichen würde, um ein größeres Auto zu kaufen. Wir haben nur einen Kleinwagen, da passt der Rolli kaum rein und sitzt den drei Kindern mit den Griffen dann schon im Nacken“, meint die 34-Jährige. Bei der Anschaffung würde die Familie dann darauf achten, dass das Fahrzeug umrüstbar ist. „Vielleicht kann ich eines Tages dann sogar selbstständig wieder fahren. Das würde noch mehr Freiheit bedeuten.“
Das ist CRPS
Das CRPS ist eine der schwerwiegendsten Schmerzerkrankungen. Die Abkürzung CRPS steht für Complex Regional Pain Syndrome – zu Deutsch: Komplexes regionales Schmerzsyndrom. Zu der Erkrankung kann es nach Bagatelltraumen, leichten und schweren Verletzungen oder aber auch operativen Eingriffen an den oberen oder unteren Extremitäten kommen.
20.08.2024
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