Verbraucher
Tausende Todesfälle wegen Medikament: „Du fühlst dich wirklich, als würdest du sterben“
Stand: 15.03.2024, 19:16 Uhr
Von: Bjarne Kommnick
Ein Medikament sorgt für tausende Todesfälle in Großbritannien. Das Arzneimittel gehört auch in Deutschland zu den am meisten verschriebenen Wirkstoffen.
London – Ein Arzneimittel ist die Ursache für tausende Todesfälle im Vereinigten Königreich. Eine Recherche der „Sunday Times“ zeigt, dass allein in den vergangenen fünf Jahren rund 3400 an dem Medikament Pregabalin verstorben sind. Vor 12 Jahren lag die Zahl noch bei neun Todesfällen, 2022 sei die Zahl bereits auf 780 gestiegen. Laut The Times handelt es sich um den schnellsten Anstieg von Todesopfern mit Betäubungsmitteln in Großbritannien jemals.
Bei dem Medikament handelt es sich laut dem National Health Service (NHS) um ein Mittel, das zur Behandlung von Epilepsie und Angstzuständen eingesetzt wird. Das Arzneimittel ist rezeptpflichtig und in Kapseln, Tabletten oder Flüssigkeit erhältlich. Auch in Deutschland ist das Medikament eines der am häufigsten verschriebenen Arzneimittel.
So wirkt das Arzneimittel Pregabalin laut NHS
Es stoppt Epilepsie, indem es abnormale elektrische Aktivität im Gehirn reduziert
- Bei Nervenschmerzen blockiert es den Schmerz, indem es die Schmerzsignale beeinflusst, die durch das Gehirn und die Wirbelsäule hinunterwandern
- Bei Angstzuständen hindert es das Gehirn daran, Chemikalien freizusetzen, die Angst auslösen
Atemnot, Gedächtnisprobleme und Schwindel: Nebenwirkungen von Pregabalin
Ursprünglich kam das Medikament als Behandlung gegen Epilepsie auf den Markt. Heute wird es auch bei Angstzuständen und Nervenschmerzen verschrieben. Jedoch sei die Liste der Nebenwirkungen lang. Laut der Recherche von The Times und offiziellen Angaben des NHS zählen dazu Symptome wie:
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Schwindel
- Atemnot
- Durchfall
- Stimmungsschwankungen
- Geschwollene Gliedmaßen (Hände, Arme, Beine, Füße)
- Verschwommene Sicht
- Erektionsprobleme
- Gewichtszunahme durch erhöhtes Hungergefühl
- Gedächtnisprobleme
Tödliche Folgen durch Arzneimittel Pregabalin
Besonders problematisch an dem Medikament sei, dass es euphorische Stimmung auslösen kann, aber auch abhängig macht. Suchtkranke können die Einnahme des Medikamentes nicht mehr kontrollieren und erhöhen in vielen Fällen eigenmächtig die Dosis oder kombinieren es mit anderen Betäubungsmitteln. Dabei kommt es zu schweren bis tödlichen Folgen. Laut einer schwedischen Studie von 2019 steht die Einnahme von Pregabalin im unmittelbaren Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko der Suizidalität und unbeabsichtigten Überdosierungen.
Der Entzug von Pregabalin sei mit Morphium vergleichbar. Zu den Symptomen zählen verstärktes Schmerzempfinden, Magen-Darm-Probleme, Angst, Panik, innere Unruhe und Stimmungsschwankungen. Eine Frau aus Manchester berichtete gegenüber The Times, dass sie nach einem Unfall zunächst positiv überrascht von dem Medikament war, obwohl sie das Arzneimittel als Krankenschwester bereits vorher kannte.
„Angst kehrte um das Zehnfache zurück“: Betroffene berichtet über schwere Folgen von Arzneimittel
Sie erklärt: „Es haute mich von den Socken. Aber nach einem Monat schwand das euphorische Gefühl und meine Angst kehrte um das Zehnfache zurück“. Auch in diesem Fall erhöhte die Frau selbst die Dosis des Medikamentes. Die Nebenwirkungen zeigten sich so stark, dass sie an einem Tag sogar vergessen hatte, ihre sechsjährige Tochter von der Schule abzuholen.
Der Entzug gestaltete sich jedoch als besonders schwer und brachte die Frau laut eigenen Angaben an den Rand der Verzweiflung: „Du zitterst, du kannst nicht schlafen, nicht essen. Da ist Erbrochenes, Durchfall, Angst. Du fühlst dich wirklich, als würdest du sterben.“
Pregabalin eines der meistverschriebenen Wirkstoffe in Deutschland
Allein in Großbritannien sollen über acht Millionen Menschen im Jahr 2022 ein Rezept für das Medikament bekommen haben. Erst ein Jahr davor hatte das National Institute for Health and Care Excellence die Ärzteschaft dazu aufgefordert, die Sicherheitsmaßnahmen bei der Verschreibung zu verbessern. Jedoch nahmen die Verschreibungen seitdem stetig zu. Ein Arzt erklärte gegenüber The Times: „Pregabalin zu verschreiben, ist, wie ein Auto ohne Bremsen zu verkaufen.“ Das Medikament Anastrozol hingegen wird für Risikogruppen in Großbritannien empfohlen.
Laut der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gehört Pregabalin auch in Deutschland zu den verordnungsstärksten Wirkstoffen. Bereits 2018 wurden insgesamt 3,9 Millionen Verordnungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland ausgestellt. Zuletzt ergab eine Studie, dass rund 35 Prozent aller Menschen in Deutschland Probleme beim Kaufen von Medikamenten haben.
Eine Anfrage zu aktuellen Daten und Zahlen in Bezug auf Todesfälle bei der Arzneimittelkommission von IPPEN.MEDIA, Verschreibungen und Abhängigkeiten von Pregabalin in Deutschland blieb bislang unbeantwortet.
07.12.2024
Referenz:
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