Kontrolle von Übergewicht unter Psychopharmakotherapie (springermedizin.de)

Wie Behandelnde bei Nebenwirkungen aktiv werden können

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Zu Beginn psychiatrischer Erkrankungen wird das Risiko einer deutlichen Gewichtszunahme durch Psychopharmaka häufig unterschätzt, da zunächst die Symptomkontrolle und Remission im Vordergrund stehen. Besonders Antipsychotika, Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren führen jedoch oft zu langfristigen metabolischen Nebenwirkungen. Etwa die Hälfte der an Schizophrenie erkrankten Menschen ist übergewichtig, ein Drittel entwickelt ein metabolisches Syndrom, was das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich erhöht. Besonders betroffen sind junge, normalgewichtige und erstmals behandelte Patientinnen und Patienten. Eine Gewichtszunahme von mehr als fünf Prozent im ersten Monat gilt als deutlicher Hinweis auf eine langfristige Gewichtsentwicklung. Diese Nebenwirkung mindert nicht nur die Lebensqualität und Gesundheit, sondern führt häufig auch zu Therapieabbrüchen.

Die Mechanismen der Gewichtszunahme sind vielfältig. Neben einer durch Medikamente wie Olanzapin ausgelösten Insulinresistenz spielen Veränderungen im Neurotransmittersystem – etwa durch Blockade histaminerger, serotonerger, muskarinerger und adrenerger Rezeptoren – eine zentrale Rolle. Auch genetische Faktoren, wie Polymorphismen in Leptin-, Serotonin- oder BDNF-Genen sowie Unterschiede in der CYP2D6-Metabolisierung, beeinflussen die Gewichtsentwicklung. Hinzu kommen krankheitsbedingte Antriebslosigkeit, Bewegungsmangel und sedierende Medikamentenwirkungen, die eine positive Energiebilanz begünstigen.

Ein Fallbeispiel verdeutlicht, dass eine langjährige Antipsychotikatherapie zu massiver Adipositas mit gravierenden gesundheitlichen und psychosozialen Folgen führen kann. Daher ist eine frühzeitige, konsequente Prävention entscheidend. Empfohlen werden regelmäßige Gewichtskontrollen, Blutzucker- und Fettwertmessungen sowie frühzeitige Lebensstilinterventionen wie Ernährungsberatung, Bewegungsprogramme und Psychoedukation. Falls erforderlich, sollte eine Umstellung auf gewichtsneutralere Medikamente wie Aripiprazol, Cariprazin, Bupropion oder Fluoxetin erwogen werden. Ergänzend können pharmakologische Maßnahmen wie Metformin, Topiramat oder GLP-1-Rezeptoragonisten hilfreich sein. In besonders schweren Fällen kann eine bariatrische Operation eine Option darstellen.

Insgesamt zeigt sich, dass die frühzeitige Sensibilisierung von Behandelnden und Patientinnen bzw. Patienten, die interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Auswahl von Psychopharmaka mit günstigerem Nebenwirkungsprofil entscheidend sind, um die mit der Gewichtszunahme verbundenen gesundheitlichen Risiken zu verringern und die Therapietreue zu sichern.

08.10.2025

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Referenz:
https://www.springermedizin.de/antipsychotika/antipsychotika/kontrolle-von-uebergewicht-unter-psychopharmakotherapie/51512966?utm_source=Update&utm_medium=email&utm_campaign=SM_NL_SPECIAL_Depression&utm_content=SSRI-Einnahme%3A%20An%20diese%20Nebenwirkung%20denken!%20%2B%2B%20Affektive%20Störungen%3A%20ICD-11%20vs.%20ICD-10%20–%20was%20hat%20sich%20geändert%3F&utm_term=&fulltextView=true&tid=TIDP4383810XC06DFA0F09384C4EBAA2D3705C827BEAYI4&nl_name=sm_nl_sonder_depression&nl_date=2025-10-10

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