Kolumne

Meine dritte Kolumne

Die Frage nach dem Risikopatientenstatus oder ist ein CRPS-Betroffener ein Risikopatient?

Eine Pandemie, also ein weltweiter Ausbruch und die Verbreitung eines neuartigen Virus ist für uns alle etwas völlig Neues, da es noch niemand bisher selbst erlebt hat. Daher müssen erst geeignete Gegen- und Schutzmaßnahmen gefunden werden. Dabei wird an der Erstellung eines wirksamen Medikaments oder auch einer Impfung intensiv geforscht. Wenn man sich ansieht, wie lange es gedauert hat, bis zum Beispiel gegen das HI-Virus etwas Wirksames gefunden werden konnte sind fast 40 Jahre. vergangen. Den Schrecken von einst, als „DIE tödliche Erkrankung“, hat sie glücklicherweise verloren.

Und genauso wird es nun auch bei Corona bzw. Covid-19 sein, wie das Virus richtig heißt. Coronavirus heißt es eigentlich nur, weil das Virus eine Corona-artige Struktur hat. In den Anfangszeiten der Pandemie wurden von vielen Ländern unterschiedliche Konzepte zur Eindämmung und zur Vermeidung von Neuansteckungen ausprobiert. Nach einem wirklich heftigen kompletten Herunterfahren des gesamten Lebens, dem sog. Lock-Down wurden vielerorts die Beschränkungen und Auflagen gelockert. Leider hat das in vielen Ländern und Regionen dazu geführt, dass es hier und da immer wieder ein neues Aufflammen der Erkrankung in sog. Hotspots mit vielen Hundert Neuinfizierten kommt. Glücklicherweise führt das nicht mehr zu einem erneuten bundesweiten Lockdown, sondern diese extremen Maßnahmen werden nur noch lokal oder regional angewandt. Es hat sich gezeigt, dass man die Ausbreietung so besser in den Griff bekommen kann. Daneben hat die erste Nullstellung des öffentlichen Lebens zu einer wirtschaftlichen Schieflage geführt, die nur mit konjunkturellen und kostenintensiven Maßnahmen der Bundesregierung teilweise in den Griff zu bekommen ist. Das gilt aber leider noch immer nicht für alle Branchen und man kann hier nur auf weitere Maßnahmen hoffen.

Über die gerade sehr „in Mode kommenden“ Verschwörungstheorien möchte ich nicht tiefer eingehen, da es bei mir leider sofort zu erhöhtem Puls führt. Wie verwirrt oder weltfremd muss man sein, wenn man denkt, dass dieses Virus nur „erfunden“ wurde, um die Bürger zu reglementieren oder zu gängeln. Wir reden hier über ein tödliches Virus und das hält sich nicht an Konventionen oder Grenzen. Und gegen etwas zu demonstrieren, was lebensrettend ist, halte ich für pervers (Maskenpflicht). Wie sagte vor Kurzem meine Ergotherapeutin so treffend: Lieber ein Stück Stoff vor dem Gesicht, als ein Stück Papier am Zeh. Die Maskenpflicht und die Abstandsregeln sind für NIEMANDEN schön und für JEDEN eine Einschränkung und niemand mag es, aber es ist die einzige bisher wirksame Art und Weise eine Ausbreitung des Virus einzudämmen oder gar zu verhindern. Nun habe ich mich doch mit den „Verschwörern“ befasst, obwohl ich es nicht wollte. Aber es schafft so auch die Überleitung zum aktuellen Thema meiner Kolumne.

Zählen wir CRPS-Betroffenen zur Risikogruppe oder nicht? Im Grunde genommen ist es eigentlich egal, ob wir durch das Covid-19-Virus Risikopatienten sind oder nicht. Explizit genannt ist unsere Erkrankung nicht. Aber jeder sollte sich einmal überlegen, wie viel schlimmer es uns geht, wenn wir nur mal einen Schnupfen haben, nur weil der Mistkerl das als Einladung empfindet und ungefragt mitspielt – sprich, wieviel mehr Schmerzen und Symptome wir dann haben. Menschen mit Vorerkrankungen oder chronischen Erkrankungen werden als Risikopatienten genannt. Patienten mit neurologischen Erkrankungen – dazu zählt CRPS nun seit 01.01.2019 und nach Änderung des ICD-10-Katalogs – ebenfalls auf der Liste der Risikogruppen. In den letzten Monaten haben die sog. Langzeitstudien oder -beobachtungen gezeigt, dass Corona nicht unbedingt nur die Atmungsorgane befällt, sondern dass auch alle anderen Organe des Körpers Schaden nehmen können, wozu auch das Gehirn und das zentrale Nervensystem zählt. Da gemeinhin bekannt ist, dass invasive Maßnahmen wie Blutabnahmen den CRPS anfeuern können, sollte man als Betroffener alles dran setzen, unnötige Kleinstverletzungen durch Spritzen für die Blutabname vermeiden.

Aus den vorgenannten Gründen und Fakten sollt jeder CRPS-Betroffene sich nicht zwingend eine möglichen Ansteckung aussetzen, Orte und Plätze mit vielen Menschen meiden, z.B. Einkaufen, Partys, Konzerte usw. Als Patienten müssen wir uns schon genug Ansammlungen in Arzt- und Therapiepraxen aussetzen. Wenn man immer die wichtigsten Verhaltens- und Hygienemaßnahmen einhält, dann kann man einer Erkrankung mit Covid-19 am besten vorbeugen und wahrscheinlich sogar verhindern:

1 Tragen einer Mund-Nase-Maske (Bitte auch über Mund und Nase tragen!

2 Abstand halten von mindestens 1,5 Metern

3 Hände gründlich und oft waschen

4 Niesen immer in die Armbeuge oder in ein Taschentuch

5 Arztkonsultation zur Abklärung bei Symptomen

Jeder CRPS-Betroffene sollte also immer nach dem Vorgenannten entscheiden, ob er nun offiziell Risikopatient ist oder nicht. Corona wird sicher noch länger unseren Alltag beeinflussen. Und wenn wir alle diese wichtigen Hygienemaßnahmen beachten, können wir irgendwann vielleicht wieder unser bekanntes Leben von vor Corona geniessen.
CRPS ist bereits seit mehreren Hundert Jahren bekannt und es gibt noch immer kein Heilmittel dagegen. Wollen wir hoffen, dass bald ein Gegenmittel oder eine Impfung gegen dieses neuartige Virus gefunden wird.

Schönen Tag noch und passt auf Euch auf, denn Corona geht um.

Bis demnächst, und bleibt gesund!
Euer Stefan

Dirk-Stefan Droste – Der 49jährige Kölner ist Gründer des CRPS Netzwerk gemeinsam stark e.V., einer bundesweiten Patientenorganisation für CRPS. Er ist selbst an allen vier Extremitäten vom CRPS betroffen. Es begann nach einem Fußbruch 2012. Er arbeitet als Fachkoordinator in der Personalabrechnung einer großen Organisation der Wohlfahrtspflege.

Dirk-Stefan Droste