Cannabis bei neuropathischen Schmerzen und Spastiken (Gelbe-liste.de)

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Die wichtigsten Cannabis-Wirkstoffe sind THC und CBD. Beiden werden vielfältige Wirkungen nachgesagt. Ob sie auch bei neuropathischen Schmerzen und Spastiken in Patienten mit Multipler Sklerose oder Rückenmarksverletzungen hilfreich sind, hat nun eine Studie untersucht.

Cannabis bei neuropathischen Schmerzen
(c) sebra / stock.adobe.com

Neuropathische Schmerzen und Spastiken sind häufige Folgen von Erkrankungen des zentralen Nervensystems und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Bei Multipler Sklerose (MS) führen Entzündungen im zentralen Nervensystem zu einer Demyelinisierung und Neurodegeneration. Bei einer Rückenmarksverletzung wird das Rückenmark aufgrund eines Traumas oder einer Krankheit geschädigt. Sowohl MS als auch Rückenmarksverletzungen können daher zu erheblichen Problemen inklusive neuropathischen Schmerzen und Spastizität führen.

Cannabis bei Neuropathien und Spastiken

In den letzten Jahren wurden Cannabis und cannabisbasierte Medizin zur Behandlung für ein breites Spektrum von Symptomen vorgeschlagen. Dazu gehören auch neuropathische Schmerzen und Spastiken. Der Effekt auf Spastiken ist allerdings limitiert und klinische Evidenz diesbezüglich fehlt. Dennoch haben Patienten den Wunsch, mit Cannabis behandelt zu werden und haben zum Teil die Auffassung, dass Cannabis sicherer und besser ist als konventionelle Therapien.

Studie untersucht Wirksamkeit von Cannabis

Eine kürzlich publizierte doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie hat die Wirkung von Tetrahydrocannabinol (THC, max. 22,5 mg/Tag) und Cannabidiol (CBD, max. 45 mg/Tag) bei Patienten mit MS oder Rückenmarksverletzungen untersucht. Dazu wurden 134 Teilnehmer in die folgenden vier Gruppen randomisiert:

  • Placebo
  • THC
  • CBD
  • THC & CBD

Von den Patienten litten 119 an MS und 15 an einer Rückenmarksverletzung. Ca. 85% der Patienten litten an Neuropathien, ca. 75% an Spastiken und ca. 60% an beidem.

Ergebnisse der Studie

In allen vier Gruppen fand sich im Verlauf der Studie ein Rückgang der neuropathischen Schmerzen. Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Behandlungsgruppen und der Placebo-Gruppe festgestellt. Auch bei der Spastizität wurde in allen vier Gruppen ein Rückgang beobachtet. Ein signifikanter Unterschied zwischen „Behandelt“ und „Placebo“ konnte auch hier nicht gefunden werden.

Die Patienten wurden auch bezüglich ihrer Lebensqualität und ihrem Gesamteindruck der Behandlung befragt. Dabei fanden sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den vier Gruppen. Alle vier Gruppen hatten generell hohe Erwartungen an die Wirkung der Wirkstoffe. Es wurde aber keine statistisch signifikante Korrelation zwischen den Erwartungen und der Veränderung der Schmerzen oder der Spastik festgestellt.

Unerwünschte Wirkungen bei Mehrzahl der Patienten

Bei ca. 89% der Patienten kam es zu unerwünschten Wirkungen. Die meisten davon traten in der THC- und THC & CBD-Gruppe auf. Dazu zählten z. B. trockener Mund, Kopfschmerzen, depressive Gedanken, Alpträume, Euphorie und Angstzustände. In drei Fällen waren die unerwünschten Wirkungen so intensiv, dass die Patienten im Krankenhaus vorstellig wurden. Die Gründe für die Hospitalisierung waren Schwindel/Übelkeit/Kopfschmerzen (THC-Gruppe), Schwindel/Sturz (THC-Gruppe) und Gallensteinkolik (CBD-Gruppe) bei einem Patienten mit bekannten Gallensteinen und Koliken.

Limitierungen der Studie

Cannabinoide zeichnen sich generell durch eine geringe orale Bioverfügbarkeit aus. Die Autoren der Studie weisen daher darauf hin, dass unklar bleibt, ob höhere Dosierungen von CBD einen anderen Effekt gezeigt hätten. Des Weiteren hätte eine alternative, nicht-orale Verabreichung der Wirkstoffe ebenfalls zu einem anderen Ergebnis führen können. Es ist zudem zu beachten, dass die Therapiedauer nur sieben Wochen umfasste, weshalb Rückschlüsse bezüglich einer langfristigen Wirkung nicht möglich waren.

Referenz:
https://www.gelbe-liste.de/neurologie/cannabis-neuropathische-schmerzen-spastiken

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